18.06.2024 | 06:00
BYD muss Strafzölle zahlen – wie wirkt sich das auf Altech Advanced Materials und Volkswagen aus?
Inmitten turbulenter Handelsstreitigkeiten spitzt sich die Lage auf dem globalen Elektroautomarkt zu. Die EU kündigt ab dem 4. Juli Strafzölle auf chinesische Elektroautos an, und Hersteller wie BYD, Geely und SAIC stehen damit im Fokus. Die EU-Kommission wirft den chinesischen Autobauern vor, von staatlichen Subventionen zu profitieren und so mit einem Wettbewerbsvorteil in den europäischen Markt zu drängen. Die Zollhöhe hängt von der Kooperationsbereitschaft der Hersteller bei den Untersuchungen ab. Dabei können die Zölle zwischen 17,4 % und 38,1 % liegen. Die geplanten Maßnahmen wirbeln die Branche durcheinander und lassen die Handelskonflikte mit China weiter eskalieren. Die deutschen Automobilhersteller fürchten Vergeltungsmaßnahmen.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Armin Schulz
ISIN:
BYD CO. LTD H YC 1 | CNE100000296 , VOLKSWAGEN AG VZO O.N. | DE0007664039 , Altech Advanced Materials AG | DE000A31C3Y4
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Inhaltsverzeichnis:

"[...] Große Abraumhalden, wie sie bei der Phosphatgewinnung aus Sedimentgestein entstehen, wird es bei unserem Verfahren nicht geben [...]" John Passalacqua, CEO und Director, First Phosphate Corp.
Der Autor
Armin Schulz
Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.
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BYD – reagiert gelassen und hat einen Plan
Mit dem strategischen Weitblick eines Schachmeisters hat sich BYD auf die jüngsten Strafzölle der EU vorbereitet. Bereits im Dezember 2023, noch bevor der Schlag der Zölle voll zuschlug, kündigte der chinesische Auto- und Busbauer den Bau einer neuen Fabrik in Szeged, Ungarn an. Diese clevere Entscheidung steht in einer Linie mit ihrer bestehenden Fertigungsstätte für Busse seit 2017 und zielt darauf ab, die relativ moderaten Strafzölle von 17,4 % zu umgehen. Von daher geht das Unternehmen entspannt mit der Situation um. Auch für die USA hat der chinesische Konzern bereits eine Strategie ausgearbeitet, mittels einer Fabrik in Mexiko mögliche Strafzölle zu umgehen.
Seit Anfang Juni hat BYD offiziell den Auftrag, Tesla mit Batteriezellen für dessen Energiespeicherabteilung in China zu beliefern. Ab dem 1. Quartal 2025 wird BYD's Tochtergesellschaft FinDreams die Zellen an Tesla´s Energiespeicherfabrik in Shanghai liefern. Dies markiert einen bedeutenden Schritt in der Zusammenarbeit beider Unternehmen im Bereich der Energiespeicherlösungen. Für Tesla bedeutet dies, dass FinDreams eine starke Ergänzung zu CATL als Hauptzulieferer wird. Für BYD eröffnet sich dadurch eine neue Einnahmequelle, was im hart umkämpften EV-Markt von Vorteil sein dürfte.
Zudem haben BYD und Nio grünes Licht von den chinesischen Regulierungsbehörden erhalten, um ihre autonomen Fahrtechnologien auf öffentlichen Straßen zu testen. Diese Genehmigungen ermöglichen Tests in Großstädten wie Peking, Shanghai und Guangzhou. Operativ läuft es also gut für BYD. Auch von der Analystenseite her gibt es Rückenwind. In den letzten 90 Tagen haben sich 2 Analysten mit der Aktie beschäftigt und beide haben ein „Strong Buy“ vergeben. Seit Mitte März klettert die Aktie nach oben und notiert aktuell bei 27,83 EUR.
Altech Advanced Materials – konsolidiert nach den Kapitalmaßnahmen
Altech Advanced Materials hat einen bedeutenden Schritt in der Batterietechnologie gemacht und ist nicht direkt von Strafzöllen betroffen. Ihr neu entwickelter CERENERGY-Akku, basierend auf Natrium-Chlorid, bietet entscheidende Vorteile gegenüber konventionellen Lithium-Ionen-Batterien. Die Solid-State-Batterie überzeugt durch ihre Nicht-Brennbarkeit und ihre hohe Temperaturtoleranz ohne zusätzliche Kühlung oder Heizung. Ein weiterer Pluspunkt ist die lange Lebensdauer von über zehn Jahren, die deutlich länger hält als ihre Lithium-Pendants. Da die Batterie keine kritischen Materialien wie Lithium, Kobalt oder Graphit benötigt, ist die Lieferkette weniger anfällig für geopolitische Risiken.
Das Unternehmen plant die Errichtung einer Produktionsstätte in Sachsen, Deutschland. Diese Anlage wird mit einer anfänglichen Kapazität von 120 MWh pro Jahr starten und erfordert eine Investition von geschätzten 180 Mio. EUR. Die Finanzierung soll durch eine Kombination von Regierungsmitteln, Venture Capital und einem Green Bond erfolgen. Das Unternehmen hat bereits eine detaillierte Machbarkeitsstudie abgeschlossen, die eine EBIT-Marge von 47 % und eine interne Rendite von 19 % prognostiziert. Auch die Sicherung von Abnahmeverträgen mit großen Energieversorgern für die ersten 5 Jahre ist in vollem Gange. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen für das CERENERGY-Projekt sind vielversprechend.
Darüber hinaus steht mit Silumina Anodes ein neuartiges Beschichtungsverfahren von Silizium und Graphit, das vom Unternehmen entwickelt wurde, in den Startlöchern. Das Verfahren steigert die Batterieleistung um mindestens 30 % in Bezug auf Energiedichte und Lebensdauer. Eine Machbarkeitsstudie, die letztes Jahr abgeschlossen wurde, zeigte vielversprechende Ergebnisse. Altech plant, die Silumina Anodes-Technologie zu industrialisieren und das beschichtete Anodenmaterial in großem Maßstab zu produzieren, um es potenziell an Automobil- und Batteriehersteller zu liefern. Die Aktie kam am vergangenen Freitag unter Druck, was wohl auf die Zulassung von 4.717.500 neuen Aktien zurückzuführen sein dürfte. Aktuell steht die Aktie bei 3,60 EUR.
Volkswagen – Sorge vor Gegenmaßnahmen
Volkswagen lehnt die von der EU geplanten Strafzölle auf Elektroautos aus China entschieden ab. Das Unternehmen sieht hierin einen falschen Ansatz, der den freien Handel beeinträchtigt und eine Eskalation des Handelskonflikts mit China befürchten lässt. VW warnt vor möglichen Gegenmaßnahmen Chinas, die besonders deutsche Automobilhersteller stark treffen könnten. Mit einer signifikanten Präsenz in China sieht VW durch eine Verschlechterung der Handelsbeziehungen erhebliche Risiken für den eigenen Absatzmarkt. Auch andere deutsche Automobilkonzerne wie BMW und Mercedes teilen diese Bedenken.
Vor allem nachdem der europäische Automarkt im April ein bemerkenswertes Wachstum von 13,7 % verzeichnen konnte. Spanien legte um beeindruckende 23,1 % zu, Deutschland stieg um 19,8 %, Frankreich verzeichnete ein Plus von 10,9 %, und auch Italien konnte mit einem Anstieg von 7,7 % punkten. Diese Entwicklung führte zu insgesamt 913.995 Neuzulassungen, wie die Daten der European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA) zeigen. Solche Zahlen sind gut für Automobilhersteller wie Volkswagen, da diese Zahlen Anzeichen einer sich stabilisierenden europäischen Wirtschaft zeigen.
Der Konzern plant, ab 2027 erschwingliche Elektrofahrzeuge in Europa einzuführen, die rund 20.000 EUR kosten sollen. Diese Initiative folgt dem gescheiterten Partnerschaftsversuch mit Renault. Dabei zielt Volkswagen darauf ab, den Preis und den Zeitpunkt der Markteinführung für die ID.1-Serie in Einklang mit Renaults elektrischem Twingo zu bringen. Durch die Strafzölle könnte der europäische Markt kurzfristig vor den chinesischen Automarken geschützt werden. Sollten die chinesische Regierung aber Vergeltung üben wollen, wird den europäischen Herstellern der Weg ins Reich der Mitte erschwert. Die Investoren befürchten genau das und haben die Aktie auf Talfahrt geschickt. Ein Anteilsschein kostet derzeit 104,05 EUR.
Trotz der Strafzölle der EU zeigt sich BYD durch die strategische Expansion in Ungarn und die Kooperation mit Tesla widerstandsfähig, während Altech Advanced Materials durch seine innovativen CERENERGY-Batterien und Silumina-Anodes unberührt bleibt und in Deutschland expandiert. Volkswagen lehnt die Zollmaßnahmen ab, aus Sorge um mögliche Vergeltungsmaßnahmen Chinas, plant jedoch weiterhin, erschwingliche Elektrofahrzeuge ab 2027 in Europa einzuführen. Man darf auf die Reaktion aus China gespannt sein.
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Lexikon:
- Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.
- Elektrofahrzeuge – Fahrzeuge, welche durch elektrische Energie angetrieben werden.
- Markt – Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander.