04.12.2024 | 05:55
BioNTech, Medigene und Bayer: Deutsche Biotech-Unternehmen revolutionieren die Krebstherapie
In der Onkologie stehen spannende neue Entwicklungen an: BioNTech wandelt sich vom Covid-19-Impfstoffhersteller zum Krebsmedikamenten-Spezialisten. Mit der Übernahme des chinesischen Unternehmens Biotheus für 800 Mio. USD sichert sich das Mainzer Unternehmen den Antikörper BNT327, der in ersten Studien mit über 700 Patienten bereits gute Ergebnisse zeigte. Die Medigene AG schärft ihre Positionierung und setzt auf bispezifische TCR-Antikörper Konstrukte. Bispezifische Antikörper, die wie eine Brücke gleichzeitig Krebszellen und Immunzellen verbinden und dadurch eine gezielte Immunantwort auslösen, entwickeln sich zu einem der dynamischsten Wachstumsmärkte in der Biotechnologie. Insbesondere Investoren sollten hier aufhorchen. Bayer wiederum erweitert die Einsatzmöglichkeiten seines erfolgreichen Krebsmedikaments Nubeqa®, das bereits mehr als 1 Mrd. EUR Umsatz in den ersten neun Monaten 2024 generierte. Die FDA prüft nun eine Zulassungserweiterung für die Behandlung von metastasiertem, hormonsensitivem Prostatakrebs.
Lesezeit: ca. 5 Min.
|
Autor:
Juliane Zielonka
ISIN:
BIONTECH SE SPON. ADRS 1 | US09075V1026 , MEDIGENE AG NA O.N. | DE000A40ESG2 , BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017
Hole Dir die spannenden Kommentare direkt als Newsletter per E-Mail.
Inhaltsverzeichnis:
"[...] Ende 2022 oder Anfang 2023 wollen wir rund um unsere Aktivitäten gegen Brust- und Hautkrebs jeweils eine Phase-I-Studie starten. [...]" Dr. Moutih Rafei, Direktor und VP für Forschung und Entwicklung, Defence Therapeutics
Der Autor
Juliane Zielonka
Die gebürtige Bielefelderin studierte Germanistik, Anglistik und Psychologie. Das aufkommende Internet in den frühen 90ern führte sie von der Uni zu Ausbildungen in Grafik-Design und Marketingkommunikation. Nach Jahren der Agenturarbeit im Corporate Branding wechselte sie ins Publishing und lernte ihr redaktionelles Handwerk bei der Hubert Burda Media.
Tag-Cloud
Aktien-Cloud
BioNTech treibt Krebsmedikamenten-Pipeline mit vielversprechenden Kandidaten voran
Der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech entwickelt neben Covid-19-Impfstoffen mehrere Krebsmedikamente, die ab 2026 auf den Markt kommen sollen. Im Mittelpunkt steht dabei der Antikörper BNT327 (Projektname PM8002), den Biontech durch die 800-Millionen-Dollar-Übernahme des chinesischen Unternehmens Biotheus erwirbt.
Dieser neuartige Antikörper greift gleichzeitig zwei Ziele an: Er blockiert sowohl das Krebswachstum fördernde Protein PD-L1 als auch den Gefäßwachstumsfaktor VEGF. PD-L1 ist ein Protein auf der Oberfläche von Krebszellen, das dem Tumor hilft, sich vor dem Immunsystem zu verstecken. VEGF ist ein Wachstumsfaktor, der die Bildung neuer Blutgefäße im Tumor stimuliert und diesem so zu mehr Wachstum verhilft.
In ersten Studien mit über 700 Patienten zeigte der Wirkstoff bereits gute Ergebnisse, besonders bei Brustkrebs. (Vgl. dazu ab Folie 15, aktuelle Investorenpräsentation Drei große Zulassungsstudien sind nun für Lungenkrebs und Brustkrebs geplant.
Daneben entwickelt BioNTech personalisierte Krebsimpfstoffe, die auf die individuellen Merkmale des Tumors eines Patienten abgestimmt werden. Der am weitesten fortgeschrittene Impfstoff heißt "Autogene Cevumeran" und wird bei verschiedenen Krebsarten getestet. Der Impfstoff basiert auf einem personalisierten Ansatz, bei dem die Therapie auf die spezifischen Merkmale des Tumors jedes einzelnen Patienten abgestimmt wird.
Mit dieser breit aufgestellten Pipeline will Biontech ab 2026 schrittweise vom reinen Covid-19-Impfstoffhersteller zu einem Krebsmedikamenten-Spezialisten werden. Die Übernahme von Biotheus bringt neben dem wichtigen Antikörper BNT327 auch eine Produktionsanlage in China und weitere Entwicklungskandidaten mit sich. Die GMP-zertifizierte Anlage verfügt über mehrere 2000-Liter-Bioreaktoren für die Großproduktion sowie eine 200-Liter-Pilotanlage für IND-Studien und Phase-1-Studien. Die Dokumentation der Anlage erfüllt bereits die regulatorischen Standards für China, Australien und die USA.
Medigene setzt auf Zukunftsmarkt: strategische Fokussierung auf bispezifische Antikörper-Therapien, mit 40,9 % CAGR Wachstumspotenzial
Medigene konzentriert sich künftig auf die vielversprechende Entwicklung bispezifischer Antikörper-Konstrukte, speziell T-Zell-Rezeptor (TCR)-gesteuerter T-Zell-Engager (TCR-TCE)Therapien, zur gezielten Krebsbehandlung. Das Unternehmen reagiert damit auf die wachsende Bedeutung nicht-zellulärer Therapien und erschließt einen Markt, der bis 2030 ein prognostiziertes Volumen von über 80 Mrd. USD erreichen soll.
Bispezifische Antikörper-Konstrukte besitzen die Fähigkeit, gleichzeitig zwei verschiedene Ziele im Körper anzugreifen – daher der Name "bispezifisch". Ein Ende des bispezifischen Konstrukts bindet an die Krebszelle, während das andere Ende in diesem Fall T-Zellen, eine Form von Immunzellen des Körpers, aktiviert. Durch den T-Zell-Rezeptor wird das körpereigene Immunsystem gezielt zur Krebszelle geführt und kann diese bekämpfen.
Diese Therapieform gilt als besonders zukunftsträchtig, was sich auch in den Marktzahlen widerspiegelt. Laut einer KBV-Marktstudie wird für den Bereich der bispezifischen Therapien, inklusive TCR-TCE Therapien von 2023 bis 2030 eine hohe jährliche Wachstumsrate von 40,9 % prognostiziert. Der Markt soll bis 2030 ein Volumen von über 80 Mrd. USD erreichen. Ein Vorteil dieser Behandlungsmethode ist, dass sie sehr präzise wirkt und dabei vergleichsweise gut verträglich ist.
Ein weiterer entscheidender Vorteil gegenüber Zelltherapien ist, dass die TCR-TCE Therapien gebrauchsfertig sind, also nicht nur kostengünstiger in der Herstellung sondern auch schneller zugänglich sind für Patienten.
Im August 2024 hat Medigene eine wegweisende strategische Partnerschaft mit WuXi Biologics geschlossen, die sich über drei Jahre erstreckt. Im Mittelpunkt steht die gemeinsame Entwicklung von TCR-TCEs zur Behandlung solider Tumore, wobei das erste Programm MDG3010 Medigenes hochspezifische 3S-TCRs mit WuXis Anti-CD3-mAb und der firmeneigenen WuXiBody-Plattform verbindet. Die entwickelten TCR-TCE-Konstrukte werden sich im gemeinsamen Besitz von WuXi Biologics und Medigene befinden, wobei sich Medigene die Option vorbehält, deren Entwicklung weiter voranzutreiben. Erste Proof-of-Principle-Daten aus dieser vielversprechenden Kooperation werden für die zweite Jahreshälfte 2025 erwartet.
Das Potenzial solcher Partnerschaften zeigt sich auch an einem erfolgreichen Deal von WuXi Biologics: Erst im Januar 2023 verkaufte das Unternehmen drei ähnliche, präklinische Produkte im Bereich bispezifischer Wirkstoffe für 40 Mio. USD an GlaxoSmithKline. Die bestehende Partnerschaft mit BioNTech, die seit Februar 2022 besteht und bei der Medigene Technologien an BioNTech lizenziert hat, bleibt von der Fokussierung auf bispezifische Antikörper-Therapien unberührt.
Bayer will Nubeqa®-Einsatz bei Prostatakrebs ausweiten
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat den Antrag von Bayer auf Erweiterung der Zulassung für das Krebsmedikament Nubeqa® angenommen. Der Antrag zielt darauf ab, das Medikament in Kombination mit einer Androgenentzugstherapie (ADT) zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs (mHSPC) einzusetzen.
Die Antragstellung basiert auf positiven Ergebnissen der ARANOTE-Studie. Diese zeigte, dass Nubeqa® in Kombination mit ADT das Risiko des Fortschreitens der Erkrankung oder des Todes bei Patienten mit mHSPC im Vergleich zu Placebo plus ADT deutlich reduzierte. Nubeqa® ist bereits für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit mHSPC in Kombination mit Docetaxel sowie für Patienten mit nicht-metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs zugelassen.
Das Medikament gehört zu den wichtigsten Produkten im Portfolio von Bayer und erwirtschaftete in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 einen Umsatz von mehr als 1 Mrd. EUR. Eine Zulassungserweiterung würde es ermöglichen, Nubeqa® bei mHSPC-Patienten sowohl mit als auch ohne Chemotherapie einzusetzen.
Bayer führt derzeit weitere Studien mit Darolutamide, dem Wirkstoff von Nubeqa®, durch. Dazu gehört die Phase-III-Studie ARASTEP, die den Wirkstoff in Kombination mit ADT bei Patienten mit hormonempfindlichem Prostatakrebs und hohem Rückfallrisiko untersucht. Zudem läuft eine weitere Phase-III-Studie namens DASL-HiCaP, die Darolutamide als adjuvante Behandlung bei lokalisiertem Prostatakrebs mit sehr hohem Rückfallrisiko erforscht.
BioNTech wandelt sich vom Covid-19-Impfstoffhersteller zum Krebsmedikamenten-Spezialisten. Mit der Übernahme von Biotheus für 800 Mio. USD sichert sich das Unternehmen einen vielversprechenden Antikörper und eine moderne Produktionsanlage in China. Ab 2026 sollen erste Krebsmedikamente auf den Markt kommen. Medigene fokussiert sich neu auf bispezifische Antikörper-Therapien und die Partnerschaft mit WuXi Biologics. Trotz Personalabbau sind die Zukunftsaussichten durch die strategische Fokussierung auf einen Markt mit 40 % CAGR Wachstumspotenzial positiv. Die Liquidität ist bis Juli 2025 gesichert. Bayer erweitert die Einsatzmöglichkeiten seines erfolgreichen Krebsmedikaments Nubeqa®. Nach einem Umsatz von über 1 Mrd. EUR in den ersten neun Monaten 2024 strebt das Unternehmen nun eine zusätzliche Zulassung für die Behandlung von metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs an.
Interessenskonflikt
Gemäß §85 WpHG weisen wir darauf hin, dass die Apaton Finance GmbH sowie Partner, Autoren oder Mitarbeiter der Apaton Finance GmbH (nachfolgend „Relevante Personen“) ggf. künftig Aktien oder andere Finanzinstrumente der genannten Unternehmen halten oder auf steigende oder fallende Kurse setzen werden und somit ggf. künftig ein Interessenskonflikt entstehen kann. Die Relevanten Personen behalten sich dabei vor, jederzeit Aktien oder andere Finanzinstrumente des Unternehmens kaufen oder verkaufen zu können (nachfolgend jeweils als „Transaktion“ bezeichnet). Transaktionen können dabei unter Umständen den jeweiligen Kurs der Aktien oder der sonstigen Finanzinstrumente des Unternehmens beeinflussen.
Die Apaton Finance GmbH ist daneben im Rahmen der Erstellung und Veröffentlichung der Berichterstattung in entgeltlichen Auftragsbeziehungen tätig.
Es besteht aus diesem Grund ein konkreter Interessenkonflikt.
Die vorstehenden Hinweise zu vorliegenden Interessenkonflikten gelten für alle Arten und Formen der Veröffentlichung, die die Apaton Finance GmbH für Veröffentlichungen zu Unternehmen nutzt.
Risikohinweis
Die Apaton Finance GmbH bietet Redakteuren, Agenturen und Unternehmen die Möglichkeit, Kommentare, Interviews, Zusammenfassungen, Nachrichten u. ä. auf www.kapitalerhoehungen.de zu veröffentlichen. Diese Inhalte dienen ausschließlich der Information der Leser und stellen keine Handlungsaufforderung oder Empfehlungen dar, weder explizit noch implizit sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Die Inhalte ersetzen keine individuelle fachkundige Anlageberatung und stellen weder ein Verkaufsangebot für die behandelte(n) Aktie(n) oder sonstigen Finanzinstrumente noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von solchen dar.
Bei den Inhalten handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Finanzanalyse, sondern um journalistische oder werbliche Texte. Leser oder Nutzer, die aufgrund der hier angebotenen Informationen Anlageentscheidungen treffen bzw. Transaktionen durchführen, handeln vollständig auf eigene Gefahr. Es kommt keine vertragliche Beziehung zwischen der der Apaton Finance GmbH und ihren Lesern oder den Nutzern ihrer Angebote zustande, da unsere Informationen sich nur auf das Unternehmen beziehen, nicht aber auf die Anlageentscheidung des Lesers oder Nutzers.
Der Erwerb von Finanzinstrumenten birgt hohe Risiken, die bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die von der Apaton Finance GmbH und ihre Autoren veröffentlichten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche, dennoch wird keinerlei Haftung für Vermögensschäden oder eine inhaltliche Garantie für Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der hier angebotenen Inhalte übernommen. Bitte beachten Sie auch unsere Nutzungsbedingungen.
Lexikon:
- Markt – Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander.